Zielsetzungen
Entwicklung eines dynamischen und modularen agentenbasierten Simulationstools, das den Zusammenhang zwischen Biodiversität, der Agrar- und Lebensmittelwertschöpfungskette, der Umwelt, den Vorlieben der Verbraucher und der Gesundheit analysiert.
Das Hauptziel des BioValue-Projekts ist die Entwicklung eines dynamischen und modularen agentenbasierten Simulationswerkzeugs, das die Verbindung zwischen biologischer Vielfalt, der Wertschöpfungskette in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, der Umwelt, den Präferenzen der Verbraucher und der Gesundheit analysiert. Die Idee ist, die Verwendung von nicht ausreichend genutzten, genetisch vielfältigen Pflanzen und deren vermarktbaren Endprodukten auf den Tellern der Verbraucher einzuführen und zu verbreiten, indem ein nachfrageorientierter Ansatz verfolgt wird (fork to farm). Das Endergebnis des Projekts sind neuartige Rezepte für Lebensmittelgerichte und verarbeitete Lebensmittelprodukte aus nicht ausreichend genutzten, genetisch vielfältigen Kulturpflanzen, die aus dem umfangreichen Züchtungsprogramm im Rahmen des Projekts hervorgehen werden. Insbesondere sind 7 Pilotversuche in 12 Ländern für den Anbau nicht ausreichend genutzter Pflanzen geplant, die auch als Datenquelle für die Definition spezifischer Leistungsindikatoren für die Bewertung der politischen Auswirkungen, der Umweltverträglichkeit und der Einhaltung von Vorschriften und Standards für die Einbeziehung nicht ausreichend genutzter, genetisch vielfältiger Pflanzen in die Wertschöpfungskette der Agrar- und Ernährungswirtschaft dienen. Um das Gesamtziel zu erreichen, hat sich BioValue die folgenden spezifischen Ziele gesetzt:
O.1. Überprüfung der bestehenden Modellierungsinstrumente für die Wertschöpfungskette in der Agrar- und Ernährungswirtschaft auf dem neuesten Stand der Technik und Überprüfung der Anbaupfade für wenig genutzte, genetisch vielfältige Arten von Pflanzen. Eine solche Überprüfung umfasst Datenbanken und Instrumente zur Modellierung der Produktionsprozesse, der Investitionsplanung, der Qualitätskontrolle, der Preisübertragung und der Produktlieferkanäle. Außerdem sollen die Ursachen und Bedingungen untersucht werden, die dazu geführt haben, dass der Verbrauch und der Anbau zahlreicher Ernten (Hülsenfrüchte, Gemüse) im Laufe der Zeit verändert oder ganz eingestellt wurden.
O.2. Ausarbeitung einer Charakterisierung des Verhaltens der Beteiligten durch Kombination der verfügbaren Daten mit den Ergebnissen der Teilnehmenden Forschung. Die Eigenschaften der einzelnen Akteure in der Wertschöpfungskette der Agrar- und Ernährungswirtschaft werden anhand von Datensätzen bewertet, wobei der Schwerpunkt auf der Erfassung der Heterogenität der einzelnen Akteure liegt. Außerdem wird die Teilnehmerforschung eingesetzt, um jede Gruppe von Akteuren genau zu beschreiben und die wichtigsten Faktoren und Parameter zu ermitteln, die die Entscheidungsfindung der Akteure beeinflussen können.
O.3. Entwicklung eines Vermehrungsplans zur Nutzung der genetischen Artenvielfalt. Durch sieben gepaarte Pilotfälle in den acht Pilotländern (Zypern, Deutschland, Griechenland, Estland, Italien, Norwegen, Spanien und Türkei) werden verschiedene landwirtschaftliche Systeme getestet, in denen die teilnehmenden Pflanzenzuchtprogramme bei sieben Hauptpflanzenarten (Lens culinaris, Lathyrus spp, Fagopyron spp, Tomaten-Ideotypen, Auberginen-Landrassen, Cucumis melo var. flexuosus und Sonchus oleraceus) angewandt werden, um ihr Ertragspotenzial, ihre Anpassungsfähigkeit und Kompatibilität, ihre Effizienz und ihre wirtschaftliche Leistung zu bewerten, wobei standardisierte Protokolle für den Versuchsaufbau und Anbautechniken der Präzisionslandwirtschaft angewandt werden. Das Forschungsprogramm wird eine Analyse der biologischen Vielfalt auf der Ebene des Bodens, des Betriebs und des Agrarökosystems umfassen.
O.4. Entwicklung eines auf Gerichten basierenden Konzepts für genetisch vielfältige Lebensmittelprodukte. Durch die Entwicklung neuartiger Rezepte für Lebensmittelgerichte und verarbeitete Lebensmittelprodukte durch Lebensmittelwissenschaftler, kulinarische Experten, Ernährungswissenschaftler und Köche und durch die Validierung von Rezepten für Gerichte und verarbeitete Lebensmittelprodukte durch eine internationale Verbraucherstichprobe werden die Endprodukte auf der Grundlage genetisch vielfältiger Pflanzen auf ihre sensorischen Eigenschaften und die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher hin bewertet. Darüber hinaus sollen die Lebensmittelgerichte eine gesunde und umweltfreundliche Ernährung fördern.
O.5. Erstellung eines Verhaltens- und Vernetzungsmodells der Interaktionen von Beteiligten, um das BioValue-Tool zur Optimierung der biologischen Vielfalt in der gesamten Wertschöpfungskette zu bewerten. Unter Verwendung der im Laufe des Projekts gesammelten Informationen und der verfügbaren Datenbanken wird ein Verhaltens- und Netzwerkmodell parametrisiert, um die Interaktionen der Agenten zu charakterisieren, basierend auf der Verfeinerung bestehender Modelle und früherer Forschungserfahrungen. Das daraus resultierende dynamische und modulare Simulationswerkzeug BioValue wird einen interaktiven Rahmen bieten, um Informationen in Ergebnisse umzuwandeln, und wird bei der Bewertung der Auswirkungen von Szenarien mit erhöhter biologischer Vielfalt sowie von Szenarien für den Klimawandel, die Wasserverfügbarkeit, die Politik, den Boden und den Markt auf betrieblicher, regionaler und EU-Ebene eingesetzt werden. Darüber hinaus werden die Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette explizit modelliert, um Synergien und Konflikte aufzudecken.
O.6 Zusammenstellung, Analyse und Präsentation der erzeugten Informationen in optimaler und neuartiger Weise, um die Beteiligung der Interessengruppen zu maximieren. Die Visualisierung der vom BioValue-Tool erzeugten Informationen ist der Schlüssel zur Gewährleistung einer angemessenen Anwendbarkeit und Nützlichkeit für die Interessengruppen. Dazu gehört auch die direkte Anbindung der benutzerfreundlichen Schnittstelle an bestehende Informations- und Kommunikationstechnologien. Darüber hinaus werden die verarbeiteten Lebensmittel und die Produktionsprozesse der zubereiteten Gerichte in einem interaktiven Online-Handbuch/Kochbuch bereitgestellt, das sowohl für Verbraucher als auch für Großhändler/Lebensmittelverarbeiter von Nutzen ist.
O.7 Bestätigung und Förderung einer dauerhaften Verwendung der vorgeschlagenen neuen landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch ein dynamisches und ausgewogenes Verhältnis zwischen den Bedürfnissen der Verbraucher im Rahmen ihrer vielfältigen und gesunden Ernährung und den landwirtschaftlichen Verfahren. Durch eine umfassende Untersuchung der Wahrnehmungen, Einstellungen und Vorlieben der Verbraucher gegenüber den Endprodukten und neuartigen Gerichten, die aus wenig genutzten traditionellen Kulturpflanzen zubereitet werden, soll deren Ernährungs- und Handelswert bestätigt werden. Anschließend werden Werbemaßnahmen vorgeschlagen, um ihre langfristige gastronomische Integration in die Ernährungsgewohnheiten der Verbraucher sowie ihre Existenz auf dem Markt zu fördern, was sowohl den Verbrauchern als auch den Akteuren der Wertschöpfungskette zugute kommt.
O.8 Maximierung der Übernahme der Projektergebnisse durch die Öffentlichkeit und die Einbeziehung eines breiten Spektrums von Akteuren aus der Landwirtschaft, der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette und der Politik. Die Verbreitungs- und Kommunikationsaktivitäten werden dazu beitragen, das Bewusstsein für das neue Simulationsinstrument und die neuartigen Gerichte und verarbeiteten Lebensmittelprodukte bei einem breiten Spektrum von Akteuren zu schärfen, darunter Landwirte, Fachleute aus der Wertschöpfungskette der Agrar- und Ernährungswirtschaft, Verbraucher, Ernährungswissenschaftler, Köche, Lebensmittelpolitiker und Akademiker.